Anton Saefkow Platz
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Ist eine Arbeit, die zur Ehre gereicht, denn moralisch und überhaupt besser als eine, die dazu noch Geld generiert? Sagt denn die künstliche Trennung von ehrenamtlich/nicht kommerziell und kommerziell nicht eigentlich Geld = schlecht. Es kann aber durchaus dazu dienen, ein wie auch immer gestaltetes konzeptuelles Programm zu realisieren. Kann denn in dieser Welt, wie sie sich heute knallhart darstellt, überhaupt dauerhaft behauptet werden, eine prekäre Lebenssituation sei erstrebenswert und eine Abkopplung vom Monetären möglich? Wird nicht dadurch erst der vorgezeichnete Weg systemisch gangbar gemacht, in einer Doktrin aufzusteigen und die schlechten Zeiten hinter sich zu lassen, die später die legendär verklärten guten Zeiten sein werden?An dieser Stelle muss betont werden, dass es auf diesem Gebiet noch viel zu entdecken gibt. Insbesondere in Bezug auf Künstler*innen und Kurator*innen, die nicht in Deutschland geboren sind und/oder die hiesige Sprache, Gewohnheiten und Bürokratie nicht gut beherrschen. Trotz der jüngst geschaffenen Fördermaßnahmen hat die überwiegende Mehrheit der Projekträume eine ungewisse Zukunft und ist weiterhin auf ehrenamtliche Arbeit und temporäre Räume angewiesen. Die Türen der Projekträume stehen für alle offen, der Eintritt ist frei und die geleistete Arbeit hat somit eine wichtige soziale Dimension. Das passt gut: Berlin war noch nie eine elitäre Stadt. Der Lockdown hat außerdem gezeigt, wie wichtig reale Begegnungen und der direkte Zugang zu den Werken sind. Für die Zukunft gilt es, die bestehenden Förderungen fortzusetzen und weiter zu verstärken, um eine größere Planungssicherheit zu gewährleisten und die oft unsichtbare, aber unverzichtbare ehrenamtliche Arbeit für die ordnungsgemäße Durchführung von Veranstaltungen auf ein Minimum zu reduzieren.Ich wünsche mir mehr Selbstverwaltung der Förderungen und weniger Verwaltungshürden oder Barrikaden. Städtischer Leerstand sollte schnell und unbürokratisch zur Zwischennutzung für Projekträume nutzbar gemacht werden, selbstverwaltete künstlerische Freiräume, Projekte oder Hausgemeinschaften müssen unbedingt erhalten bleiben.